Was versteht man unter Stoßwellentherapie?

Stoßwellen sind kurze, hochenergetische Impulse, die von außen auf den Körper einwirken. Die Therapie wird deshalb als „extracorporale Stoßwellentherapie“ (=ESWT) bezeichnet. In der Medizin unterscheidet man zwischen der hochenergetischen „fokussierten“ Stoßwelle, bei der sich die Impulse in einem Punkt treffen, ähnlich der Bündelung von Licht z.B. durch ein Brennglas und der „radialen“ Stoßwelle, bei der sich die Impulse von einem Punkt aus fächerartig ausbreiten.

 

Wo kann die Stoßwellentherapie helfen?

Durch die großen Erfolge der fokussierten Stoßwellentherapie in der Urologie, wo diese Methode zur Zertrümmerung von Nierensteinen seit vielen Jahren eingesetzt wird, stellte man fest, dass die Stoßwellentherapie grundsätzlich geeignet ist, auch andere häufige Krankheiten des Bewegungsapparates zu behandeln. Zahllose Operationen am Bewegungsapparat konnten so erfolgreich vermieden werden.

Heute gelten folgende Erkrankungen des Bewegungsapparates als wissenschaftlich nachweisbar geeignet für die Therapie mit Stoßwellen (sogenannte Standardindikationen):

1. Kalkschulter (=Tendinosis calcarea)

Darunter versteht man die akut oder chronisch auftretende sehr schmerzhafte Entzündung der Schultergelenkkapsel, die häufig von Kalkablagerungen begleitet oder hervorgerufen wird. Sehr schmerzhafte Nacht- und Bewegungsschmerzen sowie die Schwierigkeit, den Arm seitlich anzuheben, sind typische Anzeichen dieser Erkrankung, die bis zur Einsteifung des Gelenkes gehen kann.

2. Tennis-, oder Mausellbogen (=Epicondylitis)

Diese häufige, sehr schmerzhafte, oft chronisch verlaufende Erkrankung entsteht durch eine Reizung bzw. Entzündung der Knochenhaut am Ellbogengelenk. Hervorgerufen wird dies durch Überbeanspruchung der Sehnenansätze auf der Außenseite des Ellbogens. Als Ursache kommen z.B. langes Arbeiten mit der Computermaus oder ungewohnte, häufige Drehbewegungen des Unterarmes (Arbeiten mit Schraubenzieher) in Frage. Typisch ist ein starker Schmerz beim Zufassen, Drehen oder beim Anheben von Gegenständen, der vom Ellbogen oft bis in die Hand ausstrahlt.

3. Fersensporn (=Fasciitis plantaris)

Es handelt sich hier um eine Entzündung der Sehnenansätze der hinteren Fußsohle am Fersenbein. Die genaue Ursache bleibt oft unklar, Übergewicht und Fußfehlformen können eine Rolle spielen. Ein im Röntgenbild nachweisbarer Fersensporn kann, muss jedoch nicht unbedingt vorhanden sein. Typisch sind heftige Schmerzen beim Auftreten, insbesondere am Morgen, nach Ruhephasen oder starken Belastungen. Oft sind die Beschwerden so stark, dass die Patienten Gehstützen benutzen. Neben der Versorgung mit Einlagen oder Schuhzurichtungen und einer entzündungshemmende Therapie, hilft die Stoßwellentherapie, dieses Krankheitsbild zu heilen.

4. Achillessehnen-Entzündung (=Achillodynie)

Diese Erkrankung beschreibt einen sehr schmerzhaften entzündlichen Reizzustand der Achillessehne am hinteren Fersenbein oder in der Sehne selbst. Oft geht die Sehnenentzündung mit lokalen Kalkeinlagerungen oder spornartigen Ausziehungen des Fersenbeins einher. Lokale Druckschmerzen, eine Verdickung der Sehne und belastungsabhängige Schmerzen sind typische Symptome. Bleiben Physiotherapie, Schuhzurichtungen und medikamentöse Behandlungen ohne Erfolg, bestehen gute Aussichten, die Erkrankung durch ESWT zu heilen und eine aufwändige Operation mit langer Nachbehandlung zu vermeiden.

Gute Behandlungsansätze für die Stoßwellentherapie haben sich bei weiteren Erkrankungen ergeben. Zu nennen wären hier insbesondere das Trochanter-Schmerzsyndrom", oft auch als "Trochanterbursitis" bezeichnet, dann die Behandlung der schmerzhaften Muskelverspannung, die oft auch als "Myogelose", "Triggerpunkt" oder "Myofasciales Schmerzsyndrom" bezeichnet wird, oder auch Sehnenerkrankungen am Kniegelenk. Mit einer besonderen Technik der ESWT kann der erfahrene Arzt die oft chronischen muskulären Verspannungen lösen und die Schmerzen lindern bzw. beseitigen und so die medikamentöse Behandlung mit Injektionen, Medikamenten und Physiotherapie ergänzen oder ersetzen.

Wie wird die ESWT durchgeführt?

Die Anwendung der Stoßwellentherapie setzt immer eine sorgfältige Diagnostik der Erkrankung durch den qualifizierten Arzt voraus. Dies beinhaltet neben einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung meist auch eine apparative Diagnostik mittels Röntgen, Ultraschall, Computer-, oder Kernspintomographie.

Nur die sorgfältige Diagnostik führt zu einem sinnvollen Einsatz der therapeutischen Mittel, einschließlich der ESWT. Außerdem sollten Physiotherapie, Medikamentengabe etc. Berücksichtigung finden und der ESWT vorausgehen oder diese begleiten.

Die Stoßwellenbehandlung erfolgt, nachdem der krankhafte Bezirk durch Ultraschall, Röntgen oder klinische Untersuchung genau geortet ist. Der Schallkopf des Stoßwellengerätes wird exakt auf den betroffenen Bezirk eingestellt und das Gebiet mit Stoßwellen "beschossen". Je nach Gerätetyp werden ca. 1500 bis 2000 Stoßwellen pro Sitzung abgegeben. Im Allgemeinen sind drei bis sechs Behandlungen erforderlich. Nur die Behandlung von Triggerpunkten bzw. Myogelosen erfordert meist eine häufigere Anwendung. Bei Behandlungen mit geringerer Energie z.B. am Ellbogen, am Trochanter, bei der Achillodynie bzw. an der Ferse, ist eine örtliche Betäubung weder notwendig noch sinnvoll. Das gleiche gilt für die Behandlung von Triggerpunkten bzw. Myogelosen. Nur wenn eine Stoßwellenbehandlung mit sehr hoher Energie erforderlich ist, kann in sehr seltenen Fällen eine örtliche Betäubung erforderlich werden. In der Regel wird man jedoch versuchen, die Lokalanästhesie zu vermeiden, da dadurch die Wirksamkeit der ESWT verbessert wird.

Wie erfolgreich ist die Stoßwellentherapie?

Die Stoßwellentherapie hat seit mehr als 15 Jahren weltweit in der täglichen Praxis ihre hohe Wirksamkeit unter Beweis gestellt. Bei den obengenannten Standardindikationen hat die ESWT ihre Wirksamkeit wissenschaftlich in zahlreichen Studien national und international nachgewiesen. Je nach Krankheitsbild und Studie konnten bis zu 80 % gute und sehr gute Erfolge erreicht werden.

Besonders bemerkenswert sind diese Erfolge deshalb, weil die ESWT in der Regel nur dann zur Anwendung kam, wenn andere Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft waren und nur noch die Operation als letztes Mittel in Betracht gekommen wäre.

Möglichen Nebenwirkungen der ESWT sind in seltenen Fällen z.B. lokale Blutergüsse oder eine kurzzeitige Verstärkung des Schmerzes. Schwerwiegende Komplikationen wurden mit den modernen Geräten bisher nicht beschrieben. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb die Indikation zur Anwendung der Stoßwellentherapie heute großzügig gestellt wird. Die Kombination aus hoher Wirksamkeit und weitgehender Nebenwirkungsfreiheit berechtigt den Behandler, die ESWT frühzeitig als Therapiemöglichkeit zu empfehlen.

Stoßwellentherapie und die Kosten

Die Stoßwellentherapie lässt sich nur mit hohem personellen und apparativen Aufwand durchführen. Nicht jedes Stoßwellengerät ist für jede Anwendung geeignet. Manche Erkrankungen lassen sich ohne Ortungssystem behandeln, andere verlangen nach einer Ultraschall- oder Röntgenortung.

Dass es sich bei der ESWT um eine rein ärztliche Tätigkeit handelt, die nicht auf Hilfskräfte übertragen werden kann, sei an dieser Stelle besonders betont. Die Abrechnung erfolgt entsprechend der Gebührenordnung GOÄ unter Berücksichtigung der Festlegungen und Empfehlungen der Bundesärztekammer und der DIGEST.

Da jeder Arzt im Rahmen der GOÄ je nach Aufwand und Schwere des Krankheitsbildes einen gewissen Spielraum (Steigerungssatz) bei der Liquidation hat, kann hier kein genauer Betrag angegeben werden. Auch die Art des verwendeten Gerätes ist für die Höhe der Liquidation entscheidend.

Privatversicherungen übernehmen in der Regel die Kosten, hierzu sind sie in einem Urteil des BGH (Bundesgerichtshofes) ausdrücklich verpflichtet worden (AZ: IV ZR 278/01 vom 12.3.03). Beamtenkrankenkassen bzw. Beihilfestellen tragen in vielen Fällen, insbesondere bei der Schulterverkalkung und bei der Fasciitis plantaris (Fersensporn) die Kosten. Teilweise gelten unterschiedliche Regelungen in den verschiedenen Bundesländern. Wird die Durchführung der Behandlung von der Kostenerstattung durch den Versicherer abhängig gemacht, ist eine Rückfrage sinnvoll.

Von den Gesetzlichen Krankenkassen werden die Kosten derzeit nicht übernommen, da sie dazu gesetzlich nicht verpflichtet sind. In diesem Fall wird die Therapie als sogenannte IGeL (Individuelle Gesundheitsleistung) durchgeführt und die überschaubaren Kosten müssen vom Patienten selbst getragen werden.

Für die Krankenversicherer hat die ESWT große finanzielle Vorteile, wird doch in vielen Fällen eine Operation vermieden, die deutlich höhere Kosten verursachen würde. Zudem verursacht die Stoßwellentherapie keine Ausfälle durch Krankheitszeiten, wie sie durch Krankenhausaufenthalt, Nachbehandlung und Schonung nach der OP regelhaft entstehen. Die so entstehenden Kostenvorteile können nur annähernd geschätzt werden, sicher überschreiten sie in der Regel die Behandlungskosten der Stoßwellentherapie bei weitem.

Für den Patienten am wichtigsten ist jedoch, dass die Stoßwellentherapie ein fast risikofreies, schmerzarmes und erfolgreiches Therapieverfahren als Alternative zu invasiven Behandlungsmethoden, Cortison-Spritzen oder einer Operation zur Behandlung weit verbreiteter orthopädischer Krankheitsbilder ist.

In meiner Praxis wird die Therapie mit einem High-End-Gerät der neuesten Generation der Fa. Storz (Schweizer Hersteller) durchgeführt. Mit diesem Gerät ist sowohl die fokussierte, als auch die radiale ESWT und auch die Muskelvibrationstherapie (=V-Actor) möglich.

Mit der hochwertigen DIGEST-Zertifizierung habe ich durch Schulung und Fortbildung meine entsprechende Qualifikation nachgewiesen. Sollte meine Praxis zu weit von Ihrem Wohnort entfernt sein, finden sie ein zertifiziertes DIGEST-Mitglied in ihrem Nähe unter "zertifizierte Behandler" auf der DIGEST-Homepage: www.digest-ev.de.

Für Rückfragen stehen mein Team und ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

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